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Odysseus und die Sirenen – schlechte Gewohnheiten beseitigen – die 20 Sekunden Regel

Wir alle besitzen Eigenschaften, welche wir gerne an uns ändern würden. Egal ob das Aufschieben von E-Mails ist, der Griff zur zweiten Tafel Schokolade, das viele Netflix schauen oder das Türmen von Geschirr in der Küche ist (letzteres ist mir völlig unbekannt und meine Freundin stört sowas auch eigentlich gar nicht).

Auf der anderen Seite gibt es viele positive Dinge, welche wir uns vorgenommen haben in unser Leben zu integrieren. Beispielweise gesund zu kochen, täglich in einem Buch zu lesen oder mehr Sport zu treiben.

Unglücklicherweise hängt unser Gehirn meistens an alten Verhaltensweisen und lässt nur schwer Neue zu. Warum sollte es auch anderes reagieren? Die Tafel Schokolade schüttet Glückshormone aus und sichert unser Überleben durch die Aufnahme von Nahrung. Geschirrberge sind keine körperliche Bedrohung und das tägliche Lesen in einem Buch wird den Artbestand sicher nicht nützlich sein – so denkt unser Gehirn. Das ist der Grund warum wir bei solchen Dingen eine gewisse Barriere mittels Willenskraft bzw. Selbstbeherrschung überwinden müssen. Doch auch Willenskraft ist endlich und „gute“ Entscheidungen fallen nach einem 10 Stunden Bürotag auch nicht mehr gerade leicht.

„Nur noch heute!“ „Morgen fange ich damit an…wirklich.“

Doch was tun?

Shawn Achor, ein Pionier im Bereich der positiven Psychologie, beschreibt in seinem Buch (1) die sog. 20-Sekunden-Regel. Diese hilft uns lästige Angewohnheiten loszuwerden und sinnvollere Dinge in unseren Alltag zu integrieren. In seinem Buch beschreibt er den Versuch das tägliche Üben mit seiner Gitarre in den Alltag zu integrieren. Studien haben gezeigt, dass unser Gehirn etwa 21 Tag braucht um sich an neue Vorgänge zu adaptieren. Nach 4 Tagen verließ ihn jedoch die Willenskraft und er gab auf. Wie also „durchhalten“?

Um alte Dinge abzulegen bzw. neue Dinge in den Alltag zu integrieren, braucht es eine gewisse „Aktivierungsenergie“. Lernen wir diese bei Dingen die wir integrieren wollen herunterzusetzen, bzw. bei Dingen die wir ablegen wollen heraufzusetzen, kann uns dies dabei helfen uns zu verändern. Bei Shawn Achor war es bspw. die Gitarre mitten in den Raum zu legen und sie nicht im Schrank zu verstauen. Das herausholen aus dem Schrank dauerte etwas 20 Sekunden länger. Doch diese reichten bereits aus, um die Aktivierungsenergie so weit heraufzusetzen, dass ein anstrengender Tag genug war, um das Üben an diesem Tag aufzugeben. Deshalb: Die 20-Sekunden-Regel.

Es ist wie bei Odysseus und den Sirenen. In der Geschichte muss Odysseus mit seinem Schiff und seiner Mannschaft die gefährlichen Sirenen (weibliche Schönheiten, die mit ihrem Gesang Seemänner in die Tiefen des Meeres locken) umschiffen. Da er weiß, dass er sich dem Gesang nicht widersetzen kann, bindet er sich und seine Mannschaft an die Masten des Schiffes. Er erhöhte damit die Aktivierungsenergie.

Natürlich brauchen bestimmte Veränderungen ein größeres Herabsetzen bzw. ein größeres Anheben der Aktivierungsenergie als andere. Doch werden wir uns automatisch um ein vielfaches einfacher tun, wenn wir versuchen diese Idee in den Alltag zu integrieren.

Meyers und Kollegen, haben diesen Effekt bereits 1980 belegt. In einem Experiment gelang es den Verzehr von Eis mit diesem kleinen Trick in einer Kantine um 50% zu reduzieren. Was taten die Forscher um die Aktivierungsenergie dermaßen anzuheben, dass sich so viele Leute gegen das Eis entschieden? Die Preise erhöhen? Nein, es reichte aus eine Klappe an der sonst offenen Gefriertruhe zu befestigen. Ein Handgriff genügte um den Eiskonsum um 50% (!!) zu reduzieren (2).

So könnte man bspw. die Aktivierungsenergie bei der Tafel Schokolade heraufsetzen, indem man sie nicht in Griffweite aufbewahrt, oder sie besser erst gar nicht kauft. Wer bei Hunger auf eine Tafel Schokolade erst noch zum Supermarkt um die Ecke muss, wird oftmals diese Energie nicht aufwenden. Wer die Batterien der Fernbedienung in die Küche legt und das Buch, welches man schon so lange lesen will auf die Couch, wird evtl. seltener in die Küche laufen und nicht vielleicht doch erst die ein oder andere Seite lesen.

Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt.

Einen Versuch ist es wert. Setze die Aktivierungsenergie bei bestimmten Tätigkeiten rauf bzw. runter bis sich dein Gehirn daran gewöhnt hat.

 

Literatur

1 Achor, S. (2010). The Happiness Advantage: The Seven Principles of Positive Psychology That Fuel Success and Performance at Work

2 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7425797

Source: Odysseus und die Sirenen – schlechte Gewohnheiten beseitigen – die 20 Sekunden Regel

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