Fast jeder von uns kennt sie. Kein Wunder. Etwa jede zweite Frau und jeder dritte Mann klagt über regelmäßige Schmerzepisoden. Bis heute tun sich Wissenschaftler schwer daran, die genauen Ursachen für Kopfschmerzen nachzuvollziehen. In Artikeln zum Thema Kopfschmerz liest man meist die Wörter „multifaktorielle Ursachen“. Das bedeutet so viel wie: „Kopfschmerzen können mit vielen Dingen zusammenhängen und wir können nicht genau sagen, mit welchen.“
Aufgrund der Tatsache, dass mittlerweile derart viele Menschen betroffen sind, ist schnell Abhilfe gefunden. Auf die Aussage „Ich habe heute Kopfschmerzen“ bekommt man meist eine von zwei Antworten:
- „Das liegt sicher am Wetter.“
- „Ich habe noch eine Aspirin (Dolomin, Paracetamol, Ibu, …). Willst du eine?“
Es gibt eine größere Auswahl an freiverkäuflichen Medikamenten gegen lästige Kopfschmerzen als Weine auf der Getränkekarte meines Lieblingsitalieners – man möchte oder muss ja arbeits- und leistungsfähig bleiben. Doch wie so oft wird mit diesen Medikamenten nur die Symptomatik bekämpft und nicht die Ursache. Man kann das damit vergleichen:
In meinem Auto leuchtet das Lämpchen für Öl. Anstatt Öl nachzufüllen, nehme ich mir schwarzes Klebeband zur Hand und überklebe das leuchtende Lämpchen. Kein Mensch würde so mit seinem Auto umgehen … doch bei seinem Körper scheint damit nahezu niemand ein Problem zu haben.
Wie erwähnt, wissen wir noch nicht genau, woher Kopfschmerzen kommen. Das liegt sicher daran, dass es dermaßen viele Gründe dafür gibt. Doch gibt es sehr wohl Möglichkeiten, die Ursache zu bekämpfen. Egal ob ausgelöst durch Verspannungen der Nackenmuskulatur oder verminderte Durchblutung des Gehirns – Krafttraining kann der Prävention und Linderung von Kopfschmerzen dienen.
In einer Studie mit 537 Büroangestellten konnte gezeigt werden, dass ein 20-wöchiges Training sowohl das Ausmaß als auch die Häufigkeit von Kopfschmerzen signifikant reduzierte. Die Kopfschmerzintensität und die Häufigkeit reduzierten sich nicht um 10%, nicht um 20%, sondern um etwa 50%(!) gegenüber einer Kontrollgruppe, die kein Krafttraining durchführte (1). Dabei machte es kaum Unterschiede, ob sich die Probanden neun Mal pro Woche für sieben Minuten intensiv bewegten oder ein Mal pro Woche für 60 Minuten.
Auch zum Thema Migräne gibt es ähnliche Studien. So konnten Emma Varkey und Kollegen zeigen, dass bereits zwei Stunden Sport in der Woche denselben Effekt auf Migräne haben wie die tägliche Nutzung von 200mg des Medikamentes Topiramate (gängiges Medikament bei der Behandlung von Migräne) (2).
Vielleicht sollten wir bei Kopfschmerzen also öfter einmal zu Bewegung greifen, statt zu Medikamenten.
Literatur
1 http://www.mskscienceandpractice.com/article/S2468-7812(17)30135-2/fulltext
2 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3236524/
Autor: Sascha Molt
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