Wir alle führen Tag für Tag Selbstgespräche– meist völlig unbewusst. Diese Zwiegespräche lassen sich auch während Sport und Bewegung im Allgemeinen nicht vermeiden.
„Diese Übung sieht sehr kompliziert aus.“, „Dieses Gewicht habe ich das letzte Mal nicht geschafft.“ und „Ich bin heute irgendwie nicht so fit, wie sonst.“.
Es ist klar, dass diese Denkweise nicht die optimale für ein effektives Training ist. Um diese Art von Selbstgesprächen zu untersuchen hat sich ein komplettes Forschungsfeld entwickelt. Bereits einzelne Wörter können uns sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.
Eins der wohl spannendsten Experimente zu diesem Thema stammt aus dem Jahre 1996, ausgeführt von einer Universität in New York. Hierzu unterzogen sich 34 Studenten einem kleinen Grammatik-Spiel. Ihnen wurden mehrere vollkommen ungeordnete Sätze präsentiert. Ihre Aufgabe: Ordnen Sie die Worte auf grammatikalisch sinnvolle Weise. Danach ging es zum nächsten Test, welcher am anderen Ende des Ganges stattfand. Was die Studenten nicht wussten war, dass es sich in keiner Weise um ein Grammatik-Experiment handelte. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine Gruppe neutrale Sätze erhielt, wie bspw. „Der Tisch steht mitten im Raum.“, erhielt die andere Gruppe Sätze wie „Die Frau lief langsam die Straße entlang.“. Diese zweite Gruppe erhielt nur Sätze mit negativ konnotierten Worten (alt, langsam, schwach,…). Dann wurde die Zeit gestoppt, die die Studenten benötigten, um zum anderen Zimmer am Ende des Ganges zu gelangen.
Es zeigte sich, dass die Studenten, die die „langsamen Wörter“ erhielten signifikant mehr Zeit brauchten, um zum anderen Raum zu gelangen. Sie liefen schlichtweg unbewusst langsamer. Die Wörter hatten ihre Bewegungsgeschwindigkeit beeinflusst (1). Man nennt dies einen „Priming-Effekt“.
Wir werden jeden Tag von unzähligen Reizen unbewusst „geprimed“. Was also passiert, wenn wir im Sport und bei Bewegung denken „Das wird sicher schwer!“? ES WIRD VERDAMMT SCHWER! Oder „Ich hoffe, ich verletze mich nicht.“? Die Chance, dass wir uns verletzten, wird steigen. Wer kennt das nicht?
Das konnte in einem weiteren – diesmal sportlichen – Experiment mit Hockey-Spielern bereits nachgewiesen werden. Auch die Hockeyspieler wurden zu einem Grammatik-Spiel eingeladen. Sie sollten Wörter ordnen und zwar zu Sätzen wie „Die Bewegung war voller Balance.“. Tatsächlich performte die Gruppe, welche vorher positiv geprimed worden war, deutlich besser als die Kontrollgruppe, die nicht positiv geprimed worden war. Sie konnten einen gestellten Parkour schneller und mit weniger Fehlern durchlaufen. Dies geschah alles völlig unterbewusst (2).
Wir sehen also, welch großen Effekt auf unser Unterbewusstsein selbst kleine Wörter haben – auch was unsere Bewegungen angeht. Dessen sollten wir uns bewusst werden. Wir sollten sehr genau darauf achten, was wir uns bei Sport und Bewegung selbst einreden, welchen Inhalt unsere Selbstgespräche haben. Wenn wir von vornherein sagen, dass wir eine Bewegung nicht schaffen, oder dass diese zu kompliziert für uns ist, blockieren wir uns sicher mehr, als wir oftmals vermuten.
„Whether we think we can or we cannot, we are right.“ Henry Ford
Literatur:
1 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8765481
2 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20733211
Source: Sascha Molt
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